Prof. Dr. Andreas Hepp, Susan Alpen (beide ZeMKI, Universität Bremen) und Piet Simon halten einen Vortrag auf dem 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen.
In ihrem Vortrag mit dem Titel “Vorbilder tiefgreifender Mediatisierung? Zum öffentichen Diskurs um die Maker und Quantified Self Bewegung in Deutschland und Großbritannien” am 27. September zwischen 14 und 17 Uhr setzen sich Hepp, Alpen und Simon mit der jüngeren Entwicklung von Pioniergemeinschaften als Hybride zwischen ThinkTanks und sozialen Bewegungen auseinander. In Bezug auf Medien und Öffentlichkeit zeichnen sich diese Pioniergemeinschaften dadurch aus, dass sie auf einen gestaltenden Wandel der Veränderung von Gesellschaft durch digitale (Medien-)Technologien orientiert sind. Zwei aktuelle, herausgehobene Beispiele dafür sind die Maker und Quantified Self Bewegung. Diese lassen sich transnationale und transkulturelle Vergemeinschaftungen begreifen, die – basierend auf digitalen Praktiken und technischen Innovationen – neue Wege eines medienbezogenen Gesellschaftswandels. Die beiden Pioniergemeinschaften haben einen doppelten Einfluss auf eine tiefgreifende Mediatisierung, d.h. die zunehmende Verflechtung von Gesellschaft mit digitalen Medien und deren Infrastrukturen: Ein direkter Einfluss besteht darin, dass diese Pioniergemeinschaften „Labore“ der Entwicklung neuer Medientechnologien und deren Aneignung sind. Ihr indirekter Einfluss entsteht, indem sie in heutigen Medienöffentlichkeiten zum Bezugs-punkt der Berichterstattung über Möglichkeiten zukünftiger Entwicklungen geworden sind. Es ist insbesondere diese Medienberichterstattung, über die die Maker Bewegung zu einer Veränderung eines öffentlichen Verständnisses von sich auf digitale Technologien stützen-den, dezentrale Produktionsweisen beiträgt, die Quantified Self Bewegung zur gesellschaftlichen Haltung gegenüber Selbstvermessungstechnologien. Ziel unseres Vortrags ist es, für den Zeitraum von 2007-17 den öffentlichen Diskurs um die beiden Pioniergemeinschaften zu rekonstruieren, um so zu einem Verständnis hierbei bestehender öffentlicher Zukunftsentwürfe tiefgreifender Mediatisierung zu gelangen. Grundlage unseres Vortrags sind Daten aus einem DFG-Projekt, das beide Pioniergemeinschaften vergleichend für Deutschland und Großbritannien untersucht. Untersucht wurden u. a. für den Zeitraum von 2007-17 vier deutsche und drei englische Tageszeitungen sowie zwei deutsche und zwei englische Wochenzeitschriften (jeweils Print und Online). Wie wir auf der Basis unserer Analysen zeigen können, wird gerade im Spannungsverhältnis des öffentlichen Diskurses um die beiden Pioniergemeinschaften ein Möglichkeitshorizont tiefgreifenden Mediatisierung aufgespannt. So wird der durch die aktuelle Digitalisierung getriebene gesellschaftliche Veränderungsprozess mit seinen Potenzialen und Risiken erst für breitere Bevölkerungsgruppen greifbar.
Weitere Informationen zum DGS-Kongress “Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen” sind hier abzurufen.