Neue Website des Forschungsnetzwerks ist online

Nach mehr als vier Jahren präsentiert sich das Forschungsnetzwerk “Kommunikative Figurationen” auf einer neuen Webseite. In insgesamt fünf Rubriken stellen sich die beteiligten Institutionen und Forscher:innen vor und geben Einblicke in aktuelle Aktivitäten des Netzwerks:

  • Unter “Ansatz” gibt es eine kurze Einführung in die theoretische Basis kommunikativer Figurationen.
  • Unter “News” gibt es aktuelle Meldungen aus dem Forschungsnetzwerk.
  • Unter “Literatur” werden ausgewählte Publikationen aus dem Netzwerk genannt, darunter insbesondere grundlegende Arbeiten zum Ansatz, Veröffentlichungen zu einzelnen Themenfeldern sowie methodische und methodologische Publikationen.
  • Unter “Projekte” gibt es Links zu der wachsenden Zahl an Forschungsprojekten, die mit dem Ansatz des Forschungsnetzwerks arbeiten.
  • Unter “Mitglieder” werden aktuell im Forschungsnetzwerk engagierte Wissenschaftler:innen vorgestellt.

Die neue Website ist über die Adressen www.kommunikative-figurationen.de (in deutscher Sprache) und www.communicative-figurations.org (in englischer Sprache) erreichbar.

Artikel über Studie des ifib zu Lernplattformen erschienen

“Wir sehen Länder, die ihren Schulen früh Angebote gemacht und damit Orientierung geboten haben. Andere haben später angefangen und sind jetzt damit konfrontiert, dass es auf kommunaler Ebene bereits eine Vielzahl an Lösungen gibt” sagt ZeMKI-Mitglied Prof. Dr. Andreas Breiter dazu. 

Der SPIEGEL Artikel ist hier abzurufen. 

Forschungsverbund zur Re-Figuration der Öffentlichkeit startet

Das ZeMKI der Universität Bremen und das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg haben am 1. Juli mit der Arbeit an ihren von der DFG geförderten Projekten zum Wandel öffentlicher Kommunikation in Zeiten tiefgreifender Mediatisierung gestartet.

Am ZeMKI wird der Frage nachgegangen, wie neue Organisationsformen im Journalismus entstehen und welche Folgen dies für die journalistische Praxis hat.

Der Verbund ist Teil des Forschungsnetzwerks „Kommunikative Figurationen“. Es untersucht, welche Folgen der Wandel von Medien und Kommunikation für Kultur und Gesellschaft hat. Im Projekt „Pionierjournalismus: Die Re-Figuration der Organisation(en) des Journalismus“ erforschen Prof. Dr. Andreas Hepp, Dr. Leif Kramp und Hendrik Kühn vom ZeMKI gemeinsam mit Prof. Dr. Wiebke Loosen und Paul Solbach vom Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut gemeinsam neue Formen des Journalismus, genannt Pionierjournalismus. Diese sind darauf ausgerichtet, den Journalismus, seine Funktion, Leistungen, Strukturen und Praktiken, neu zu definieren. Medien und digitale Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle und bilden häufig die Basis für neue Entwicklungen. Das Projekt fragt, welche Rolle Pionierjournalismus beim Wandel der öffentlichen Kommunikation spielt.

Die Projekte „Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische Aussagenentstehung“ und „Öffentliche Anbindung: Individuelle Medienrepertoires und die Re-Figuration von Öffentlichkeiten“ am Leibniz-Institut für Medienforschung bearbeitet. Sie befassen sich damit, wie sich die Beziehung des Journalismus zu seinem Publikum verändert und wie Menschen sich über ihre individuelle Mediennutzung an verschiedene Öffentlichkeiten anbinden.

Für mehr Informationen klicken Sie bitte diesen Link.

Drei neue DFG-Projekte zum Medienwandel

Bremen/Hamburg, 5.12.2018. Veränderungen im Journalismus und im Verhältnis zwischen Journalisten und Publikum stehen im Mittelpunkt dreier Forschungsprojekte, die nun eine Förderung der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft (DFG) erhalten haben. Die drei Projekte sind Bestandteil der übergeordneten Forschungsfrage, welche Folgen der Wandel von Medien und Kommunikation für Kultur und Gesellschaft hat. Untersucht wird die Re-Figuration öffentlicher Kommunikation in Zeiten tiefgreifender Mediatisierung. Alle drei Projekte stammen aus dem Forschungsverbund „Kommunikative Figurationen“.

In Projekt A erforschen Prof. Andreas Hepp vom ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen sowie Prof. Wiebke Loosen vom Hans-Bredow-Institut gemeinsam neue Formen des Journalismus, genannt Pionierjournalismus, die darauf ausgerichtet sind, den Journalismus, seine Funktion, Leistungen, Strukturen und Praktiken, neu zu definieren. Projekt B (Prof. Wiebke Loosen) untersucht Veränderungen in der Beziehung des Journalismus zu seinem Publikum und ihre Folgen für die journalistische Arbeit. Im dritten Projekt erkundet Prof. Uwe Hasebrink vom Hans-Bredow-Institut, wie Menschen sich über ihre individuelle Mediennutzung an verschiedene Öffentlichkeiten anbinden und so zur Re-Figuration öffentlicher Kommunikation beitragen.

Mehr zu den Einzelprojekten

Projekt A: Pionierjournalismus: Die Re-Figuration der Organisation(en) des Journalismus

Pionierjournalismus will neue Figurationen journalistischer Produktion und Verbreitung etablieren. Medien und digitale Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle und bilden häufig die Basis für neue Entwicklungen. Pionierjournalismus findet sich in etablierten Medienorganisationen, Start-Ups, Acceleratoren sowie bei individuellen professionellen Pionieren. Das Projekt fragt, welche Rolle Pionierjournalismus in Deutschland bei der Re-Figuration der organisationalen Grundlagen von Journalismus spielt, und untersucht dies auf fünf Ebenen: Zunächst werden individuelle Akteure, Start-Ups, Acceleratoren und etablierte Medienorganisationen, die zentral im Bereich des Pionierjournalismus sind, identifiziert und ihre Vorstellungen von Journalismus typisiert. Zweitens werden verschiedene, auf Innovation ausgerichtete organisationale Figurationen etablierter Medienorganisationen ermittelt. Drittens werden organisatorische Figurationen bei Start-Ups, Acceleratoren und individuellen Pionieren beschrieben. Durch eine qualitative Netzwerk- und standardisierte Twitter-Analyse soll dann viertens das Netzwerk von Pionierjournalisten beschrieben werden, über das möglicherweise eine übergreifende journalistische Pioniergemeinschaft besteht. Fünftens werden diese Forschungsergebnisse in eine übergreifende Analyse der Re-Figuration der organisationalen Grundlagen des Journalismus integriert mit dem Ziel, Muster ihrer gegenwärtigen Transformation zu typisieren.

Projekt B: Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische Aussagenentstehung

Projekt B untersucht die Re-Figuration der Beziehung des Journalismus zu seinem Publikum und ihre Folgen für journalistische Aussagenentstehung. Zwar sind verschiedene Formen der „Vermessung“ wie auch der Beteiligung des Publikums schon länger Bestandteil journalistischer Routinen. Die Re-Figuration der Publikumsbeziehung im Journalismus ist jedoch gekennzeichnet durch eine grundlegende Erweiterung der journalistischen Aufgabe der Produktion und Verbreitung von Inhalten, etwa um Anschlusskommunikation, Vernetzung, Interaktion oder gar Kollaboration von und mit Nutzern zu ermöglichen und zu managen. Dies hat nachhaltigen Einfluss darauf, wie Journalismus, seine Produkte, Leistungen und übergeordnete gesellschaftliche Funktion „gedacht“, erstellt, verbreitet, genutzt und beurteilt werden. Diese Re-Figuration verläuft allerdings weder in allen journalistischen Organisationen noch bei allen Journalistinnen und Journalisten gleichzeitig und gleichförmig. So stellen insbesondere journalistische Startups oft ein neues Verständnis der Beziehung zum Publikum in den Mittelpunkt ihrer Vorstellungen und Organisation von Journalismus.

Das Projekt betrachtet diese Phänomene als miteinander verschränkt und berücksichtigt dies in einem empirisch-analytischen Dreischritt. Erstens werden die Publikumsbeziehungen von Journalisten in all ihren Facetten rekonstruiert (journalistisches Rollenverständnis, Publikumsbild, Beteiligungsformen, Datafizierung des Publikums etc.). Zweitens wird analysiert, wie diese Beziehungen die journalistische Aussagenentstehung beeinflussen. Beides wird drittens im Vergleich verschiedener organisationaler Zusammenhänge untersucht, in denen Journalisten arbeiten: in etablierten Medienorganisationen bzw. journalistischen Startups. Dazu werden Interviews mit Journalisten über die Entstehung einzelner Beiträge geführt und kombiniert mit einer Tagebuch-App, in der sie relevante Publikumskontakte dokumentieren und evaluieren. Inhaltsanalysen der Beiträge und zugehöriger Publikumsäußerungen sollen durchgeführt und Netzwerkanalysen zur publikumsseitigen Verbreitung der Beiträge in sozialen Netzwerken vorgenommen werden.

Projekt C: Öffentliche Anbindung: Individuelle Medienrepertoires und die Re-Figuration von Öffentlichkeiten

Projekt C untersucht, wie sich individuelle Mediennutzerinnen und -nutzer an verschiedene Öffentlichkeiten anbinden und so zur Re-Figuration öffentlicher Kommunikation beitragen. Ihre Medienrepertoires und andere Formen der Anbindung an Öffentlichkeiten werden dabei als ‘Repertoires öffentlicher Anbindung’ analysiert. Diese umfassen alle Orientierungen und Praktiken, mit Hilfe derer sich Individuen auf irgendeine Form von Öffentlichkeit beziehen. Dabei werden Öffentlichkeiten im Plural verstanden, als soziale Zusammenhänge, die über die unmittelbaren privaten Kontexte von Individuen hinausgehen. So können Individuen etwa Verbindungen zur nationalen Öffentlichkeit des Landes, in dem sie leben, herstellen, zur lokalen Öffentlichkeit ihres Wohnorts, zu bestimmten thematisch definierten Interessengruppen oder auch zu den Fan-Gemeinschaften bestimmter populärkultureller Phänomene.

Das Projekt verfolgt drei Forschungsziele: erstens die Analyse individueller Repertoires öffentlicher Anbindung und deren Beziehung zu biographischen und sozialen Kontexten; zweitens die Untersuchung der Konsequenzen dieser Repertoires für die kommunikativen Figurationen der verschiedenen Öffentlichkeiten; und drittens die Untersuchung der Konsequenzen aktueller Trends der Medienentwicklung für die Re-Figuration von Öffentlichkeiten. Mit Hilfe einer zwei-welligen qualitativen Panelstudie mit Medientagebüchern und halbstrukturierten Interviews soll im Detail untersucht werden, an welche Öffentlichkeiten sich Individuen aus welchen Gründen und mit Hilfe welcher kommunikativen Praktiken anbinden. Aufbauend auf diesem Modul wird eine standardisierte Repräsentativ-Befragung durchgeführt, die eine umfassende Beschreibung heutiger Repertoires öffentlicher Anbindung liefern wird. Das dritte Modul wendet das qualitative Vorgehen des ersten Moduls auf eine Stichprobe von „Pionier-Nutzerinnen und –Nutzern“ an, die sich durch ungewöhnliche und im Hinblick auf die Aneignung neuer Mediendienste innovative Praktiken der öffentlichen Anbindung auszeichnen.

Kontakt

Dr. Leif Kramp, Tel. 0421 218-67652, kramp@uni-bremen.de

Prof. Dr. Wiebke Loosen, Tel. 040 450 217 91, w.loosen@hans-bredow-institut.de

Information zum Hans-Bredow-Institut

Das Hans-Bredow-Institut erforscht den Medienwandel und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen öffentlicher Kommunikation. Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Mit dem Jahr 2019 wird das Institut in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Mehr unter www.hans-bredow-institut.de.

Information zum ZeMKI / Universität Bremen

Das ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen befasst sich fachbereichsübergreifend mit Fragen des Medien- und Kommunikationswandels an der Schnittstelle von Kultur- und Sozialwissenschaften einerseits und Technikwissenschaften andererseits. Das Besondere dabei ist die interdisziplinäre Ausrichtungdes Forschungszentrums: An ihm sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Kommunikations- und Medienwissen­schaft, der Informatik und des Informationsmanagements, der Medienpädagogik, Filmwissenschaft, Religionswissenschaft und der Geschichtswissenschaft beteiligt. Neben ihren Forschungsaktivitäten lehren die Mitglieder des ZeMKI an den verschiedenen Medienstudiengängen der Universität Bremen und engagieren sich öffentlich in Bezug auf Fragen des Medien- und Kommunikationswandels. Mehr unterwww.zemki.uni-bremen.de

Informationen zum Forschungsverbund „Kommunikative Figurationen“

Das Netzwerk „Kommunikative Figurationen“ ist eine gemeinsame Initiative der Universitäten Bremen und Hamburg. Beteiligt sind in Bremen das Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) und das Institut für Informationsmanagement (ifib) in Bremen sowie die Fakultät für Geisteswissenschaften, die Fakultät für Rechtswissenschaft, die Fakultät Geisteswissenschaften, die Fakultät WiSo, das Research Center for Media and Communication (RCMC), das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (HBI) und die Forschungsstelle Mediengeschichte (FMG) in Hamburg.

Wir erfahren alltäglich, dass kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen mit dem Wandel von Medienkommunikation zusammenhängen: Die ständige Erreichbarkeit über Handy, E-Mail und Informationsdienste verändert das Zeiterleben der Individuen. Soziale Beziehungen werden durch die verschiedenen Social-Web-An­gebote neu gestaltet. Ganze sozi­a­le Felder werden neu verfasst, wenn Bildung nicht mehr nur von einem Gegenüber erfahren, son­dern vornehmlich medial vermittelt wird oder wenn Po­li­tik mit medienbezogenem Handeln verwoben ist. Die Medien selbst ändern sich in ihren Inhalten und Technologien – und so auch unsere Medienumgebung insgesamt. Dabei geht es nicht um kurzfristige, sondern um langfristige Verän­derungen, also um die Trans­for­mation der Konstruktion sozialer Wirklichkeiten. Welchen Stellenwert hat der Wandel von Medien und Kommunikation für Kultur und Gesellschaft? Darauf geben wir eine theoretisch und empirisch begründete Antwort. Das soll auf dem Fundament der Expertise verschiedener sozial- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen und unter Einbezug der Medieninformatik geschehen.

Jüngere Studien zu Medienwandel, kommunikativer Konstruktion und Mediatisierung haben deutlich gemacht: Für die angesprochenen Veränderungen sind nur ausnahmsweise einzelne Medien und ihre Inhalte entscheidend. Die Durchsetzung technischer Kommunikationsmedien hat vielmehr in ihrer Gesamtheit eine durch Medien geprägte Transformation zur Folge. Heute kann man den Stellenwert von Medien für die Transformation sozialer Wirklichkeiten also nur bestimmen, wenn man die kommunikativen Verflechtungen medienübergreifend erfasst: Mit „kommunikativen Figurationen“ bezeichnen wir eben diese Verflechtungen. Das Ziel des Forschungsverbundes der Universitäten Bremen und Hamburg ist es, dies zu leisten. Mehr unter www.kommunikative-figurationen.de

Aufruf zum Ideenwettbewerb: Logo für lokale News-App gesucht

Am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen (ZeMKI) wird zurzeit eine mobile App für lokale Neuigkeiten rund um das Leben in Bremen und umzu entwickelt. Über die App mit dem Namen „molo.news“ werden reguläre Nachrichten und Informationen von Vereinen und weiteren gesellschaftlichen Gruppen abrufbar sein. Zur Entwicklung eines Logos läuft ein Ideenwettbewerb mit einer Gewinnerprämie in Höhe von 500 Euro. Einsendeschluss ist der 15. November 2018.

Die Kernidee der App ist es, insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, alle für sie wichtigen Informationen der Stadtöffentlichkeit aus einer Hand zu erhalten. Sie soll allen Nachrichtenanbietern und Gruppen der Stadtöffentlichkeit offenstehen. Die im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „Tinder die Stadt“ entwickelte App trägt den Namen molo.news, die Kurzform für „moving local“. Gemeint sind bewegende und bewegte Nachrichten für Bremen und Umgebung, die über die App abrufbar sind. 

Projekt braucht kreative Ideen

Die Web-App ist derzeit in der Entwicklungsphase und braucht ein überzeugendes Design. Mithilfe eines Ideenwettbewerbs sollen nun ein Logo und ein App-Icon gefunden werden. Die experimentelle App wird zunächst für das Land Bremen und die anliegenden Landkreise Osterholz und Diepholz entwickelt. Zu einem späteren Zeitpunkt soll sie aber auch für andere Städte und Regionen eingesetzt werden können. Jede und Jeder kann bei dem Ideenwettbewerb mitmachen. Gefragt sind konkrete Gestaltungsvorschläge. Einzige Voraussetzung ist, dass das Logo ein quadratisches Seitenverhältnis von mindestens 512×512 Pixel haben und in den Dateiformaten png oder jpg eingereicht werden muss. Die Gewinnerin oder der Gewinner erhält 500 Euro und wird in der App genannt. 

Forschungshintergrund von molo.news

Seit Oktober 2017 befasst sich das ZeMKI gemeinsam mit dem Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) und dem Hans-Bredow-Institut in Hamburg mit der „Krise der Stadtöffentlichkeit“. Ausgangspunkt für den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbund ist der zunehmende Bedeutungsverlust lokaler Nachrichtenangebote und der Mangel an digitalen Angeboten, die den Bedürfnissen vor allem junger Nutzerinnen und Nutzer gerecht werden. 

Der Forschungsverbund geht bei der Software-Entwicklung neue Wege. Gemeinsam mit zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern sowie Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Öffentlichkeit wird eine innovative mobile Nachrichten- und Informations-App für die Menschen in der Stadt und im Umland entwickelt. Die App wird nach dem so genannten Tinder-Prinzip funktionieren: Nutzerinnen und Nutzer sollen Informationen durch Wischen in der App als interessant oder nicht interessant klassifizieren können. Erste Prototypen der Web-App sind bereits entwickelt und in Workshops diskutiert worden.

Weitere Informationen zum Ideenwettbewerb: www.molo.news

Weitere Informationen zum Projekt: www.kommunikative-figurationen.de/de/projekte/tinder-die-stadt/

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„Tinder die Stadt“ in Bremen und Umgebung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Entwicklung einer innovativen Nachrichten- und Informations-App für die Stadt

Regionalzeitungen sind ebenso in der Krise wie sich bisherige Apps für lokale Zeitungen nicht etablierten konnten. Vor dem Hintergrund wollen Forscherinnen und Forscher sowie Entwicklerinnen und Entwickler des Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) und des Instituts für Informationsmanagement an der Universität Bremen bzw. des Hamburger Hans-Bredow-Institut experimentelle neue Wege gehen: In „co-creation“, d.h. gemeinsam mit den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern soll eine innovative mobile Nachrichten- und Informations-App mit „Tinder-Logik“ für junge Leute in der Stadt und im Umland entwickelt werden.

Entwickelt werden soll die experimentelle App für das Land Bremen und zwei angrenzende Landkreise (Osterholz und Verden). Hier wird in den kommenden beiden Jahren empirisch zu Stadtöffentlichkeit geforscht und auf Basis der Befunde eine online-basierte, von klassischen Nachrichtenanbietern unabhängige mobile App als experimenteller Prototyp entwickelt. Die App richtet sich vor allem an junge Menschen (16 bis 36 Jahre). Sie soll ähnlich intuitiv zu bedienen sein wie die Dating-App „Tinder“, d.h. Inhalte zum „Lesen“ oder „Wegwischen“ präsentieren und dabei im Hinblick auf die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer „selbstlernend“ sein.

Ausgangspunkt der Überlegung für die App ist, dass bisherige Entwicklungen zu sehr durch den Blickwinkel der etablierten Medienhäuser getrieben wurden: Im Kern ging es darum, das bestehende Angebot auf mobile Endgeräte zu bringen. Die Interessen und Gewohnheiten der Nutzerinnen und Nutzer wurden erst im zweiten Schritt berücksichtigt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt geht einen radikal anderen, experimentellen Schritt: Es fängt mit Forschung zur Alltagsnutzung junger Menschen an und entwickelt mit diesen Schritt für Schritt gemeinsam – in co-creation – wie eine ideale lokale Nachrichten- und Informations-App aussehen sollte. In den zwei Jahren der Förderung des Projekts soll so eine experimentelle App mit Redaktionssystem entstehen. „Die App soll zeigen, was möglich ist, wenn man das Denken umdreht und nicht von den Gewohnheiten und Interessen von Medienunternehmen ausgeht, sondern von denen der Nutzerinnen und Nutzer“, sagt Prof. Dr. Andreas Hepp (ZeMKI), der zusammen mit Prof. Dr. Andreas Breiter vom Institut für Informationsmanagement Bremen sowie PD Dr. Wiebke Loosen vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg das Projekt leitet. Durch ein solches Vorgehen soll der Möglichkeitsraum vollkommen neu ausgelotet werden und Anstöße für die generelle Entwicklung solcher Software gegeben werden.

Das Projekt verbindet empirische kommunikations- und medienwissenschaftliche Forschung mit co-kreativer Softwareentwicklung. Beides soll dazu dienen, mit der experimentellen App einem sich abzeichnenden Relevanzverlust von Stadt und Region entgegenzuwirken. Für die Krise der mediatisierten Öffentlichkeit in Stadt und Land stehen u. a. die mobile Lebensweise, die ortsungebundenen sozialen Beziehungen und die sehr unterschiedlichen Weisen der Mediennutzung. Die klassischen Regional- und Lokalmedien können damit nicht hinreichend umgehen und verlieren mehr und mehr an Bedeutung. Vor allem erreichen sie viele (junge) Menschen nicht mehr.

Bei der Entwicklung der App soll deshalb eng mit der Medien- und Digitalwirtschaft in der Metropolregion Bremen, den Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Stadtteilbeiräten sowie den in der Stadt und im Umland aktiven politischen Parteien und Verbänden zusammengearbeitet werden als auch mit weiteren lokalen Kollektiven wie z.B. Sportvereinen, (Nachbarschafts-) Initiativen, Kunstvereinen/-initiativen, sozialen Bewegungen mit Lokalbezug oder religiösen Gemeinden. Durch diesen co-creation-Ansatz werden empirische Befunde und Erkenntnisse sowie Erwartungen und Wünsche zukünftiger Nutzerinnen und Nutzer schon zu Beginn in den gesamten Prozess der Softwareentwicklung einbezogen.