Mit ComAI startete am 1. Januar 2025 unter anderem am ZeMKI in Bremen und am Leibniz Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg ein neues Forschungsprojekt, das an zentrale Fragestellungen der Kommunikativen Figurationen anknüpft: Wie verändert künstliche Intelligenz (KI) die Struktur und Dynamik kommunikativer Figurationen, und wie prägt die Automatisierung von Kommunikation soziale Prozesse in Wissenschaft, Politik, Medien, Alltagskommunikation und anderen Feldern?
Das Projekt ComAI, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), erforscht, welche Rolle KI in tiefgreifend mediatisierten Gesellschaften spielt. Dabei baut es auf Erkenntnissen der kommunikativen Figurationen auf, indem es untersucht, wie algorithmische Systeme die Akteurskonstellationen, Relevanzrahmen und kommunikativen Praktiken in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern beeinflussen.
Gerade im Zuge der fortschreitenden Datafizierung verändern sich die Grundlagen sozialer Interaktion. KI-gestützte Systeme prägen journalistische Prozesse, digitale Plattformkommunikation oder auch politische Entscheidungsfindung. ComAI analysiert, inwieweit diese Entwicklungen bestehende Figurationen transformieren oder neue hybride Formen von Kommunikation entstehen lassen.
Das Projekt vereint Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen und Institutionen, um diesen Wandel empirisch zu erforschen und kritisch zu reflektieren. Dabei wird es die methodischen und theoretischen Ansätze aus der Figurations- und Mediatisierungsforschung weiterentwickeln und mit aktuellen Debatten zur Automatisierung von Kommunikation verknüpfen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der entsprechenden Webseite https://comai.space
Katrin Potzel, Rudolf Kammerl, Saskia Draheim, Claudia Lampert und C. Leppin halten am 19. September 2024 einen Vortrag mit dem Titel „Figurationstheoretische und empirische Annäherungen an Kommunikative KI-Systeme in der medienpädagogischen Sozialisationsforschung“ im Rahmen der Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft in Wien mit dem Thema “Die Gesellschaft der Medienpädagogik. Praktiken, Theorien und kreative Konzepte für menschliches Medienhandeln”.
Der Beitrag mit dem Titel “Changes in Young People’s Media Repertoires. Longitudinal Insights from a Communicative Figurational Approach” von Katrin Potzel, Saskia Draheim, Paulina Domdey, Claudia Lampert und Rudolf Kammerl wurde in dem Open-Access-Journal Medien & Kommunikationswissenschaft (M&K) veröffentlicht.
Hier geht es zum Beitrag
Kürzlich wurde ein neues Arbeitspapier von Prof. Dr. Andreas Hepp, Prof. Dr. Wiebke Loosen und Prof. em. Dr. Uwe Hasebrink mit dem Titel „The Refiguration of Public Communication: A Relational and Process-oriented Perspective“ veröffentlicht.
Die Arbeit thematisiert die Konzepte von „Öffentlichkeit“ und deren „Strukturwandel“ in der Kommunikations- und Medienforschung. Es wird kritisiert, dass diese oft ungenau und empirisch vage sind. Der Beitrag stellt einen neuen theoretischen Ansatz vor, der die öffentliche Kommunikation als einen prozesshaften Wandel versteht, der durch die Veränderungen in der Medienlandschaft im Zuge der Mediatisierung geprägt ist. Im Zentrum steht die Idee, dass öffentliche Kommunikation nicht auf eine einzige Öffentlichkeit beschränkt ist, sondern die Dynamiken zwischen verschiedenen Arten von Öffentlichkeiten transformiert werden. Der Beitrag bietet eine relationale und prozessorientierte Perspektive und fokussiert sich auf theoretische Überlegungen.
ZeMKI Mitglied Prof. Dr. Andreas Hepp hat gemeinsam mit Göran Bolin, Andrea L. Guzman und Wiebke Loosen eine Sonderausgabe zu “Mediatization and Human Machine Communication” in der Zeitschrift Human-Machine Communication veröffentlicht. Die Ausgabe umfasst eine Auswahl von fünf Artikeln, die letztes Jahr mittels eines Call for Papers eingereicht wurden. Das Editorial bietet einen Überblick über die untersuchten Schlüsselthemen der Ausgabe und hebt die Überschneidung von Human Machine Communication (HMC) und Mediatisierung hervor.
Abstract des Editorials:
As research fields, mediatization and Human-Machine Communication (HMC) have distinct historical trajectories. While mediatization research is concerned with the fundamental interrelation between the transformation of media and communications and cultural and societal changes, the much younger field of HMC delves into human meaning-making in interactions with machines. However, the recent wave of “deep mediatization,” characterized by an increasing emphasis on general communicative automation and the rise of communicative AI, highlights a shared interest in technology’s role within human interaction. This introductory article examines the trajectories of both fields, demonstrating how mediatization research “zooms out” from overarching questions of societal and cultural transformations, while HMC tends to “zoom in” to approach the concrete situatedness of the interaction between humans and machines. It is argued that we need to combine both perspectives to better understand how the automation of communication transforms the social construction of culture and society. This article offers an overview of the key themes explored in this thematic issue, highlighting the productive intersection of HMC and mediatization within each article. Additionally, it identifies potential avenues for future research emerging from this fruitful intersection.
Die Beiträge:
- Christian Katzenbach, Christian Pentzold, and Paloma Viejo Otero: “Smoothing Out Smart Tech’s Rough Edges: Imperfect Automation and the Human Fix”
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- Giovanna Mascheroni: “A New Family Member or Just Another Digital Interface? Smart Speakers in the Lives of Families with Young Children”
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- Göran Bolin: “Communicative AI and Techno-Semiotic Mediatization: Understanding the Communicative Role of the Machine”
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- Simone Natale and Iliana Depounti: “Artificial Sociality”
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- Leopoldina Fortunati, Autumn P. Edwards, and Chad Edwards: “The Perturbing Mediatization of Voice-based Virtual Assistants: The Case of Alexa”
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